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Antidepressiva und Schmerzbewältigung helfen bei anhaltenden Gesichtsschmerzen

Beim so genannten anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz handelt es sich um einen Schmerz, der nicht auf eine fassbare Nervenschädigung oder andere Erkrankungen zurückzuführen ist.

Beim so genannten anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz handelt es sich um einen Schmerz, der nicht auf eine fassbare Nervenschädigung oder andere Erkrankungen zurückzuführen ist. Typische Beschwerden sind zunächst unregelmäßige und im weiteren Verlauf der Erkrankung täglich auftretende, tief sitzende Schmerzen in einer Gesichtshälfte im Bereich des Auges, der Nase, der Wange, der Schläfe oder des Kiefers. „Gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen aus einer Kombination von bestimmten Antidepressiva und einem Training zur Stress- und Schmerzbewältigung. Ziel der Therapie ist es, bestehende Schmerzen zu lindern und besser mit ihnen umgehen zu lernen“, berichtet PD Dr. Stefanie Förderreuther von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin. „Empfehlenswerte nicht-medikamentöse Maßnahmen, die auch vorbeugend eingesetzt werden können, sind beispielsweise Autogenes Training und die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Die Verfahren können im Rahmen einer psychotherapeutischen Schmerztherapie erlernt werden.“ Viele Betroffene haben eine lange Leidensgeschichte und eine Vielzahl wirkungsloser Behandlungen hinter sich, die mitunter zu erheblicher Frustration geführt haben. „Für sie ist es oft schon eine Hilfe, wenn die Diagnose endlich gestellt wird. Wichtig ist, dass die Patienten von einem mit der Diagnose erfahrenen Arzt kontinuierlich betreut werden. Die ausführliche Aufklärung über das Krankheitsbild hilft den Patienten mit ihren Beschwerden besser umgehen zu können und verhindert, dass die Patienten weiter verzweifelt von Arzt zu Arzt ziehen und sich nicht indizierten Behandlungen, wie unnötigen Zahnextraktionen, unterziehen“ betont Dr. Förderreuther. Ein anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz tritt ohne erkennbare Ursachen auf. Häufige Begleiterscheinungen sind psychische und psychosomatische Störungen, die auch als mögliche Auslöser diskutiert werden. Auch treten bei einem Großteil der Betroffenen parallel chronische Rücken- und Nackenschmerzen auf. Die Diagnose wird durch Ausschluss anderer Erkrankungen wie beispielsweise Problemen mit den Kiefergelenken, den Zähnen oder Entzündungen im Bereich der Nasennebenhöhlen gestellt. „Eine Trigeminusneuralgie wird oft als Ursache für die Beschwerden angenommen. Sie verursacht jedoch ganz andere, sehr charakteristische, meist nur Sekunden oder Bruchteile von Sekunden anhaltende elektrisierende Schmerzattacken, die durch Sprechen, Kauen oder Schlucken ausgelöst werden. Für die Therapie ist es sehr wichtig, eine Trigeminusneuralgie oder andere Nervenschmerzen, die bei einer Gürtelrose auftreten können, auszuschließen“, ergänzt die Expertin von der Neurologischen Klinik der Universitätsklinik München. „Bei bildgebenden Untersuchungen mittels Computertomografie oder Magnetresonanztomographie findet man beim anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz keine Auffälligkeiten, die den Schmerz erklären.“ Mit der korrekten Diagnosestellung können überflüssige Eingriffe - wie Operationen - verhindert werden, die unter Umständen eine Verschlechterung des Zustandes nach sich ziehen können.Der anhaltende idiopathische Gesichtsschmerz betrifft zu 90 Prozent Frauen zwischen 30 und 60 Jahren. In der Regel nimmt er einen hartnäckigen Verlauf. Etwa 50 Prozent der Betroffenen haben jedoch aufgrund der Behandlungsmaßnahmen oder auch spontan immer wieder beschwerdefreie Phasen, die über Wochen bis Monate anhalten können.

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