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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Autonomiebestreben in der Adoleszenz – Eigenständigkeit und Konfliktpotential

Die Entwicklung in Richtung Eigenständigkeit und Verselbstständigung benötigt eine Vergrößerung des jugendlichen Handlungs- und Entscheidungsspielraums. Dies muss durch eine Verstärkung der persönlichen Verantwortlichkeit erkauft werden. Individualität entwickelt sich im Spannungsfeld zwischen Autonomiestreben und Bindung. Die Synthese beider Bestrebungen wird bezogene Individuation genannt. Die Anerkennung durch die Gruppe der Gleichaltrigen spielt dabei eine große Rolle. Dadurch kann der Selbstwert stabilisiert und die Identität in sozialen Rollen gesichert werden.

Die Aufgabe der Ablösung von der Familie kann Jugendliche, die bis zu diesem Zeitpunkt im Einklang mit ihrer Familie standen, zu heftigen Konflikten führen. Zu späte oder missglückte Abschiede von der Familie, die immer wieder zu reumütiger Rückkehr in den Schoß der Familie führen, gefährden die Entwicklung ebenso wie zu frühe Abschiede, die den Jugendlichen rasch in die vermeintliche Sicherheit anderer Machtsphären treiben lassen und der Verführung oder Ausnützung durch andere Erwachsene aussetzen können. Zur besseren Selbstbehauptung stürzen sich zu früh losgelöste oder ausgestoßene Jugendliche nicht selten in besonders exzessive Risikoverhaltensweisen. Die Entwicklung der Autonomie hängt daher eng mit der Selbstentwicklung zusammen.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ulm (DGKJP)