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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Sexueller Missbrauch: Was können Eltern tun?

Wenn Kinder berichten, sexuell missbraucht worden zu sein, lügen sie in der Regel nicht. Eltern sollten ihrem Kind in diesem Fall unbedingt glauben und es in allen seinen Gefühlen ernst nehmen. Für das Kind ist es eine große Hilfe, wenn es seine Gefühle aussprechen kann. Eltern sollten es dazu ermuntern, das Erlebte zu erzählen - sie können es durch vorsichtiges Nachfragen dabei unterstützen. Dabei sollten sie bedenken, dass es für das Kind besonders schwer sein kann, über seine Erlebnisse zu sprechen, wenn die missbrauchende Person den Eltern oder dem Kind selbst nahe steht (vgl. UBSKM, 2011).

Vorwürfliche „Warum-Fragen“ (Warum hast du mir das nicht früher gesagt? etc.) sollten vermeiden werden, damit das Kind nicht den Eindruck gewinnt, dass es schuldhaft beteiligt war. Dem Kind sollte ganz deutlich gesagt werden, dass es an dem Geschehenen keine Schuld trifft, sondern dass einzig und allein die missbrauchende Person verantwortlich ist und ihm Unrecht geschehen ist. Falls die missbrauchende Person dem Kind sehr nahe steht, kann es sein, dass das Kind trotz der Ereignisse noch positive Gefühle für diese hegt, die Eltern respektieren sollten. Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit ist für ein missbrauchtes Kind sehr wichtig. Eltern sollten überlegen, wie dies am besten gewährleistet werden kann.

Wenn Eltern den starken Verdacht hegen oder feststellen, dass Ihr Kind sexuell missbraucht wird, können sie Rat und Unterstützung bei einer Beratungsstelle finden. Es gibt spezielle Beratungsstellen zu sexuellem Missbrauch, aber auch jede Erziehungs- und Familienberatungsstelle, sowie die Jugendämter bieten Hilfe an.

Nicht jedes missbrauchte Kind braucht zwangsläufig eine Therapie. Ob eine Therapie nötig ist, hängt von verschiedenen Bedingungen wie z. B. der Art, Dauer und Schwere des Missbrauchs, der allgemeinen seelischen Stabilität des Kindes oder der sozialen Unterstützung, die das Kind erfährt, ab. In jedem Fall sollten Eltern mit Fachleuten (Kinder- und Jugendarzt, Kinder- und Jugendpsychiater, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Psychologe) darüber sprechen. Diese können beraten, vermitteln oder gegebenenfalls eine Therapie einleiten.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ulm (DGKJP)