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Psychopharmaka: Besonderheiten bei der Behandlung von Frauen berücksichtigen

Bei Frauen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen Medikamente benötigen, sollten verschiedene geschlechtsspezifische Besonderheiten in der Auswahl und Dosierung von Psychopharmaka berücksichtigt werden.

Bei Frauen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen Medikamente benötigen, sollten verschiedene geschlechtsspezifische Besonderheiten in der Auswahl und Dosierung von Psychopharmaka berücksichtigt werden. „Es ist zu erwarten, dass Frauen aufgrund ihrer Physiologie besonders sensibel auf verschiedene Arten von Psychopharmaka reagieren. Daher ist es sinnvoll, die Medikamenten-Einnahme zunächst mit möglichst niedrigen Dosierungen zu starten, um unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren“, rät Prof. Dr. Anke Rohde als Vertreterin des „Referates für Frauen- und geschlechtsspezifische Fragen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Frauen sind in vielen Studien zur Medikamenten-Wirkung unterrepräsentiert. Das hat zur Folge, dass sich die in den Studien ermittelten wirksamen und zugleich verträglichen Dosierungen in der Regel an dem männlichen Stoffwechsel und der männlichen Konstitution orientieren. Wirkung, Wirkdauer und auch die Nebenwirkungen von Psychopharmaka werden maßgeblich durch bestimmte physiologische Faktoren bestimmt, die sich jedoch im männlichen und weiblichen Organismus zum Teil erheblich unterscheiden. So unterscheidet sich beispielsweise das Verteilungsvolumen von Medikamenten, da bei Frauen Muskelmasse, Fett- und Wassergehalt im Körper in anderen Anteilen vorliegen. „ Frauen haben beispielsweise in der Regel einen 15-25 Prozent höheren Fettanteil gegenüber Männern. Das hat zur Folge, dass sich fettlösliche Medikamente anders verteilen und im Blut höhere Medikamenten-Spiegel als bei Männern erreicht werden“, illustriert die Leiterin der Gynäkologischen Psychosomatik an der Universitätsfrauenklinik in Bonn.

Neben geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Medikamentenwirkung sind auch Unterschiede in den jeweiligen Lebensphasen von Frauen zu erwarten, die auf den Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone zurückzuführen sind. So haben Untersuchungen gezeigt, dass Frauen vor den Wechseljahren besser auf bestimmte Antidepressiva, so genannte Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) ansprachen als Männer. Nach der Menopause konnte dieser Unterschied nicht mehr festgestellt werden. „Verändern sich Symptome und Nebenwirkungen im Verlauf des Menstruationszyklus, kann es zudem sinnvoll sein, diese Schwankungen in einem Zykluskalender zu dokumentieren“, ergänzt die Expertin. Dadurch lassen sich gegebenenfalls gemeinsam mit dem Arzt zyklusbedingte Abhängigkeiten erkennen und die Dosierung kann entsprechend der unterschiedlichen Zyklusphasen angepasst werden.“ Besondere Berücksichtigung erfordern die Aspekte „sichere Verhütung“ und „Behandlung im gebärfähigen Alter“. Generell sind zwar die meisten Psychopharmaka unter Nutzen-Risiko-Abwägung in der Schwangerschaft einsetzbar, allerdings sollte man ungeplante Schwangerschaften möglichst vermeiden. Deshalb ist eine sichere Kontrazeption ein wichtiger Punkt in der Beratung. Bestimmte Medikamente sollten bei Frauen im gebärfähigen Alter möglichst ganz vermieden werden, und zwar Substanzen, für die ein Risiko besteht, dass beim ungeborenen Kind Fehlbildungen verursacht werden. „Grundsätzlich empfiehlt es sich für Frauen, die psychopharmakologisch behandelt werden, diese Aspekte auch selbst dem Arzt gegenüber anzusprechen“, so Prof. Rohde.

Referat Frauen- und geschlechtsspezifische Fragen in der Psychiatriehttp://www.dgppn.de/dgppn/struktur/referate/gender-referat.html

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