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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Antriebslosigkeit und Ängste können bei Kindern auf Depressionen hinweisen

Kinder jeden Alters können Depressionen entwickeln. Während die Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern sehr selten auftritt, leiden Kinder im Vor- und Grundschulalter schon öfter an einer Depression. „Typisch für Depressionen bei Kindern ist der Verlust des Antriebs. Oft ist ihre Stimmung gedrückt und sie entwickeln Ängste vor neuen Aufgaben und der Zukunft“, berichtet Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Vorstand des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP). „Betroffene Kinder ziehen sich von Freunden und Aktivitäten zurück und neigen dazu, zu Hause bleiben zu wollen. Kleinere Kinder suchen oft die Nähe der Mutter. Kindergartenkinder klagen häufig über Kopf- und Bauchschmerzen und möchten an Gruppenaktivitäten nicht mehr teilnehmen, Schulkinder zeigen oft nachlassende Schulleistungen.“ Behandlungsbedürftig ist eine Depression dann, wenn sie länger als zwei Wochen anhält. Eine ärztliche Untersuchung sollte zunächst erfolgen, um abzuklären, ob nicht körperliche Ursachen hinter dem Verhalten und den Beschwerden stecken.

Ab der Pubertät steigt die Häufigkeit von Depressionen deutlich an. „Insbesondere bei Mädchen dieser Altersklasse hat sich in den letzten Jahren das Risiko für leichtere Formen depressiver Störungen erhöht. Die Ursachen hierfür sind noch unklar - es werden unter anderem hormonelle Faktoren, sowie gesellschaftliche Anforderungen an deren Autonomieentwicklung und letztlich Überforderungssituationen als Auslöser diskutiert“, ergänzt der der Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeut. „Typische Symptome, die im Pubertäts- und Jugendalter bei einer depressiven Erkrankung auftreten, sind Ein- und Durchschlafstörungen, Appetit- und Gewichtsverlust sowie tageszeitliche Schwankungen des Befindens mit einem «Tief» am Morgen. Aber auch Verhaltensveränderungen wie Stimmungsanfälligkeit, Lustlosigkeit oder auch Alkohol- und Drogenkonsum können darauf hinweisen.“ Gemein ist den Betroffenen, dass sie für sich keine Zukunftsperspektive sehen, sich wertlos fühlen und das Selbstvertrauen vermindert ist. Auch suizidale Gedanken treten in dieser Altersklasse häufig auf. Bei lebensmüden Gedanken sollte umgehend ein Kinder- und Jugendpsychiater aufgesucht werden.

Als Ursache für die Entwicklung einer Depression wird das Zusammenwirken verschiedener Faktoren angenommen, darunter eine genetische Komponente, belastende Lebensereignisse sowie individuelle Faktoren. „Depressive Episoden sollten auf jeden Fall behandelt werden. Je nach Ausprägung und Schweregrad kommen ambulante, stationäre oder teilstationäre Therapien in Frage“, erläutert der Experte. „Bei mittelschweren und schweren Depressionen können Medikamente sehr hilfreich sein, bei leichteren Formen sind meist psychotherapeutische Verfahren alleine wirksam.“ Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, dass Eltern und das Umfeld ausführlich informiert werden, damit sie dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Betroffenen nachhaltig zu stärken. Für Eltern kann es hilfreich sein, eine spezielle Elterngruppe zu besuchen, in der sie lernen, das Kind richtig zu unterstützen und in der ein Austausch unter gleichsam Betroffenen möglich ist.

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