Unter dem Modell der Gratifikationskrise versteht man ein von Johannes Siegrist postuliertes Modell der Krankheitsentstehung im Erwerbsleben. Demnach erkrankt eine Person dann, wenn sie sich stark verausgabt – z.B. durch Engagement, Wissen, Zeit, Identifikation, Leistung und Persönlichkeit - und dafür nicht in angemessener Weise entschädigt bzw. belohnt wird, z.B. durch Lohngerechtigkeit, Arbeitsplatzsicherheit, Weiterbildungs-, Karriere- und Einflussmöglichkeiten. Dieses als Gratifikationskrise bezeichnete Missverhältnis hat ein Potential zur Krankheitsentstehung.
Das Modell der Gratifikationskrise basiert auf dem evolutionär wichtigen Prinzip sozialer Reziprozität von Leistung und Gegenleistung, dessen Verletzung massive Stressreaktionen hervorruft. Zudem kombiniert es Merkmale der Arbeitssituation und der arbeitenden Person.