Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Schizophrenie - Ursachen

Wie eine Schizophrenie entsteht, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Man nimmt ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Faktoren (Genetik, Umweltfaktoren, biographische Faktoren und viele mehr) bei der Entwicklung und dem Fortbestehen der Krankheit an. Menschen, die an einer Schizophrenie erkranken, sind vermutlich empfindsamer gegenüber Innen- und Außenreizen. Bereits vor Beginn der Erkrankung besteht bei ihnen eine geringere Toleranz gegenüber seelischen, körperlichen und biografischen Belastungsfaktoren. Diese besondere Verletzlichkeit (Vulnerabilität) spielt bei der Auslösung und Aufrechterhaltung der Störung eine Rolle. Zu den möglichen weiteren Risikofaktoren/Ursachen gehören:

Genetische Vorbelastung

Menschen mit Verwandten, die an Schizophrenie erkrankt sind, haben nachweislich ein höheres Erkrankungsrisiko. Etwa 50% der Kinder, von Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, zeigen psychische Auffälligkeiten und 12% erkranken an einer Schizophrenie (gegenüber einem Lebenszeit-Erkrankungsrisiko von ca. 0,5 bis 1% in der Allgemeinbevölkerung). Vererbung spielt aber keine ausschließliche Rolle, denn 80% der Schizophrenien treten bei Patienten ohne weitere Erkrankungsfälle in der Familie auf.

Biochemische Ursachen & veränderte Gehirnstruktur

Das Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die durch komplizierte Stoffwechselprozesse miteinander in Verbindung stehen. An diesen Stoffwechselvorgängen sind eine Reihe von chemischen Substanzen (Botenstoffe) beteiligt. Ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe und damit verbundene Störungen in der Informationsverarbeitung verursachen vermutlich zusammen mit anderen Faktoren die Symptome der Schizophrenie. Eine der wichtigsten chemischen Substanzen in Bezug auf schizophrene Erkrankungen ist das Dopamin. Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass auch weitere Botenstoffe (vor allem Glutamat) an der Erkrankung beteiligt sind. Der aus dem Gleichgewicht geratene Stoffwechselvorgang im Gehirn ist auch der Ansatzpunkt für die medikamentöse Behandlung.
 
Neben diesen Stoffwechselstörungen im Gehirn weisen Betroffene auch veränderte Gehirnstrukturen (z.B. Auffälligkeiten im limbischen System, welches u.a. für emotionales Verhalten verantwortlich ist und eine geringere Anzahl von Neuronen, die im Gehirn Reize/Impulse weiterleiten) gegenüber gesunden Menschen auf. Dies belegen zahlreiche Studien mit unterschiedlichsten bildgebenden Untersuchungen des Gehirns (z.B. Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Positronen-Emissionstomografie (PET), Single-Photon-Emission-Computed-Tomography (SPECT)).

Familiäre, soziale Faktoren & Einfluss belastender Lebensereignisse

Früher wurden als mögliche Ursachen einer Schizophrenie auch bestimmte Beziehungs- und Kommunikationsmuster in der Familie, Erziehungsstile und belastende Lebensereignisse diskutiert. Die Beteiligung von familiären und sozialen Faktoren an der Verursachung schizophrener Erkrankungen konnte jedoch wissenschaftlich nicht belegt werden. Man kann einer falschen Erziehung also nicht die Schuld an der Erkrankung geben. Gesichert ist aber, dass die Art der Kommunikation in der Familie den Verlauf der Erkrankung beeinflussen kann. Wichtig ist auch, dass die beobachteten Besonderheiten nicht Ursache, sondern Resultat der Erkrankung eines Familienmitgliedes sein können. So kann ein überbehütender Umgang dadurch erklärt werden, dass Eltern frühzeitig die psychische Verletzlichkeit und Erkrankungsbereitschaft des Kindes wahrnehmen und entsprechend schützend reagieren. Kritische Lebensereignisse (Ortswechsel, neue Partnerschaft/Trennung, Jobwechsel/Arbeitsplatzverlust) zählen nicht zu den eigentlichen Risikofaktoren, allerdings können sie die schizophrenen Anzeichen verstärken oder einen Rückfall begünstigen.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Peter Falkai (DGPPN) und Prof. Dr. med. Anita Riecher-Rössler (SGPP)