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Neuropsychiatrie und Neuropsychotherapie - Schnittstellen zwischen Psychiatrie und Neurologie

Zahlreiche Erkrankungsbilder bewegen sich im inhaltlichen Grenzgebiet zwischen den Fächern Neurologie sowie Psychiatrie und Psychotherapie.

Zahlreiche Erkrankungsbilder bewegen sich im inhaltlichen Grenzgebiet zwischen den Fächern Neurologie sowie Psychiatrie und Psychotherapie. Hier sind insbesondere Erkrankung wie etwa die Epilepsien, Demenzen, das Parkinson-Syndrom oder Bewegungsstörungen wie beispielsweise das Tourette-Syndrom zu nennen. Diese Störungsbilder haben gemein, dass sie sowohl durch neurologische (z.B. Bewegungsstörungen) als auch durch psychische Symptome, wie höhere kognitive, motivationale und affektive Symptomkomplexe (emotionale Instabilität, depressive Symptome, Desorganisiertheit, Antriebsschwäche etc.) charakterisiert sind. Die Neurowissenschaften haben in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht – insbesondere, weil bildgebende Verfahren (z.B. funktionelle Kernspintomografie, Protonenmagnetresonanzspektroskopie) immer präzisere Bilder des Gehirns liefern. Gehrinaktivität kann aufgrund der Durchblutungsstärke und der Stoffwechselprozesse sichtbar gemacht werden. Das erlaubt in einem bestimmten Umfang Rückschlüsse darauf, welche Bereiche bei welchem Verhalten, Denken oder Erleben aktiv sind und auch wie stark. Das gilt auch für psychische Erkrankungen, wie etwa Angststörungen.In der Neuropsychotherapie versucht man diese Erkenntnisse auf die Psychotherapie abzuleiten. Sie erzielte in den letzten Jahren große Fortschritte über die neurobiologischen Vorgänge und Umstrukturierungsprozesse im Gehirn, die den menschlichen Lern- und Entwicklungsprozessen zugrunde liegen. Die grundlegendste Einsicht war hierbei die enorme Fähigkeit des Gehirns, sich lebenslang als Folge menschlichen Erlebens und Verhaltens zu verändern (neuronale Plastizität des Gehirns). Die Neuropsychotherapie versucht insbesondere Rückschlüsse auf die im Gehirn ablaufenden neurobiologischen Prozesse als Folge bestimmter therapeutischer Maßnahmen bzw. Interventionen zu ziehen. Ziel ist es, die Wirksamkeit (aber auch die Unwirksamkeit) psychotherapeutischer Maßnahmen zu erkennen, um diese in der Therapie künftig stärker zu berücksichtigen. Die Fragestellung die geklärt werden muss ist, durch welche Maßnahmen neuronale Bedingungen geschaffen werden, die eine dauerhafte (positive) therapeutische Veränderung ermöglichen.Welchen Einfluss die Psychotherapie auf Veränderungen im Gehirn von behandelten Patienten erzielt, sind Angststörungen am besten erforscht. Jüngere Untersuchungen konnten beispielsweise zeigen, dass eine Verhaltenstherapie bei Personen die unter einer Panikstörung litten, messbare Veränderungen am Frontallappen ihres Gehirns bewirkte(Kircher T, Arolt V, Jansen A, Pyka M, Reinhardt I, Kellermann T, Konrad C, Lueken U, Gloster AT, Gerlach AL, Ströhle A, Wittmann A, Pfleiderer B, Wittchen HU, Straube B. Effect of cognitive-behavioral therapy on neural correlates of fear conditioning in panic disorder. Biol Psychiatry. 2013 Jan 1;73(1):93-101.-- www.biologicalpsychiatryjournal.com/article/S0006-3223(12)00670-1/fulltext) Weitere Erkenntnisse auf diesem Gebiet könnten dabei helfen, Therapieverfahren weiter zu optimieren, um psychiatrische Erkrankungen und deren Folgen noch effizienter therapieren zu können. Quelle:http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2013a/panikstoerung