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Medizinstudium: Vielen angehenden Ärzten droht frühes Burnout

Berufe, die soziales Engagement und Empathie erfordern, bringen ein besonders hohes Risiko für Burnout-Beschwerden und berufliche Erschöpfung mit sich. Eine an der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführte Studie zeigt nun, dass viele Medizinstudierende bereits in den ersten Semestern von diesem Phänomen betroffen sind – also noch bevor sie regelmäßig am Patienten zu arbeiten beginnen. Wie die Studienleiter Privatdozent Dr. Michael Scholz und Dr. Pascal Burger vom Institut für Anatomie der Erlanger Universität und der psychiatrischen Klinik Meissenberg (CH) in der Fachzeitschrift „PPmP - Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2015) berichten, ändern sich Arbeitsverhalten und psychische Belastung von Studierenden während der ersten Studiensemester signifikant – und können so die Entstehung eines Burnouts begünstigen.

Um das Maß der bekannten Burnout-Problematik bei Medizinstudierenden differenziert betrachten zu können, befragten die Experten insgesamt 530 Studierende der ersten vier Semester Humanmedizin. Hierfür verwendeten sie validierte psychologische Fragebögen wie den sogenannten AVEM-Fragebogen - kurz für Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster - der in Psychiatrie und Arbeitsmedizin etabliert ist. Anhand von 44 Fragen erfasst er, wie die Studienteilnehmer ihr Arbeitsumfeld erleben - vom beruflichen Ehrgeiz, dem Distanzierungsvermögen und der erlebten Berufskompetenz über die Zufriedenheit am Arbeitsplatz bis hin zur sozialen und familiären Unterstützung.

Dabei zeigte sich, dass viele Medizinstudierende bereits früh einen risikobehafteten Arbeitsstil entwickeln: Während im ersten Semester nur etwa 21 Prozent der Studierenden laut AVEM ein Risikomuster zeigten, waren es im vierten Semester rund 52 Prozent. Charakteristisch hierfür ist hauptsächlich, dass die Betroffenen sich nicht ausreichend von beruflichen Belastungen distanzieren können. „Wer alle seine Energie in den Beruf steckt und nicht auch einmal abschalten kann, läuft Gefahr, psychisch auszubrennen“, so Dr. Burger. Um das stete Anwachsen der Risikogruppen zu verhindern, müssen den Studenten nach Ansicht der Erlanger Wissenschaftler bereits vom Studienbeginn an Techniken zum Selbstschutz und für den Umgang mit Belastungen vermittelt werden.

Im Rahmen ihrer Studie untersuchten Burger und Scholz auch das Auftreten von Burnout-Symptomen bei den Teilnehmern. Dabei zeigte sich eine höhere Belastung mit emotionalen und kognitiven Burnout-Beschwerden, je weiter die Teilnehmer im Studium fortgeschritten waren. Die körperlichen Symptome blieben dagegen stets konstant. Gleichzeitig sank die wahrgenommene psychische Lebensqualität. Dieser Tendenz müsse dringend entgegengewirkt werden, so die Autoren der Studie - und zwar nicht nur wegen der Gesundheit der angehenden Ärzte selbst. „Ärztlicher Disstress aufgrund psychischer Beeinträchtigung erhöht das Risiko für medizinische Fehlentscheidungen“, erklärt Dr. Michael Scholz. Daher sei es auch für die Sicherheit der Patienten notwendig, bereits früh im Studium Interventionsstrategien gegen berufliche Überlastung zu entwickeln.

Literatur:
M. Scholz et al.: Entwicklung und Zusammenhang von Arbeitsverhalten, Burnout-Beschwerden und Lebensqualität bei Studierenden der Humanmedizin vom Studienstart bis zum ersten Staatsexamen
PPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie 2015; 65 (3); S. 93–98

Quelle: Pressemitteilung Thieme