Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Depressionen: Herausforderung für die gesamte Gesellschaft

Anlässlich des 12. Europäischen Depressionstages fordert DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth die Versorgungssituation für Depressive rasch und nachhaltig zu verbessern. „Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Rund 4,9 Millionen Menschen sind jedes Jahr betroffen. Die Krankheit wirkt sich auf die gesamte Lebenssituation der Betroffenen aus und belastet auch Familie, Partnerschaft und Freundschaften. Oftmals kommen Probleme am Arbeitsplatz hinzu.

Depressionen treten in jedem Lebensalter auf, unabhängig von Geschlecht und sozialem Status. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt, können sie chronisch werden. Bei schweren Depressionen besteht das Risiko des Suizids. Doch wird die Diagnose frühzeitig gestellt und erfolgt eine leitliniengerechte Behandlung, können wir einem Großteil der Erkrankten dauerhaft und erfolgreich helfen.

Allerdings bereitet uns die aktuelle Versorgungslage große Sorgen. Viele Betroffene müssen zu lange warten, bis sie einen Termin bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder einem ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten bekommen. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass 18 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen nicht behandelt werden. Zudem erhalten nur 25 Prozent der Patienten eine Behandlung, wie sie die wissenschaftlichen Leitlinien empfehlen. In diesen sind unterstützende Gespräche und Psychotherapie bei allen Schweregraden der Depression angezeigt, bei mittelschweren und schweren Depressionen auch antidepressive Medikamente. Diese Empfehlungen werden in der Praxis zu wenig umgesetzt, die Potenziale psychosozialer Therapien zu wenig ausgeschöpft.

Daneben stoßen wir auf gesellschaftlicher Ebene nach wie vor auf Unwissen und Vorurteile gegenüber Menschen mit Depressionen. Dies hindert Betroffene, Hilfe zu suchen und damit möglichst rasch die notwendige Behandlung zu erhalten.

Depressionen stellen eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar: Wir müssen die Allgemeinbevölkerung noch konsequenter informieren und aufklären. Gleichzeitig muss die Behandlung noch stärker auf der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz gründen und den gegenwärtigen Stand des medizinischen Fortschritts berücksichtigen. Angesichts der hohen Relevanz für die Gesundheit in der Bevölkerung ist ein nationales Disease-Management-Programm (DMP), wie es das neue Versorgungsstärkungsgesetz vorsieht, der richtige Weg. Strukturierte und sektorenübergreifende Versorgungsmodelle müssen in Deutschland in Zukunft überall verfügbar sein.“

Quelle: Pressemitteilung DGPPN