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Schwindelformen: Vestibuläre Migräne

Die wichtigste Differentialdiagnose zum M. Menière ist die vestibulären Migräne. Diese manifestiert sich meistens als attackenförmig auftretender Schwindel, mit Übelkeit und Erbrechen über mehrere Minuten bis zu einer halben Stunde mit anschließendem halbseitigen Kopfschmerz und den typischen Migräne Begeleitsymptomen wie Licht- und Lärmempfindlichkeit, Rückzugstendenz, Müdigkeit und Verschlechterung bei körperlicher Belastung. Die Attackendauer beträgt Minuten bis hin zu vielen Stunden und die Schwindelsymptomatik kann nur zu Beginn aber auch während der gesamten Attacke andauern. Die Symptomatik ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und reicht von starkem Drehschwindel vor Beginn der Kopfschmerzen, also ganz ähnlich einer klassischen Migräne-Aura, bis zu einem Begleitsymptom auch während der Kopfschmerzen. In bis zu 30% der Fälle kommt es gar nicht zu Kopfschmerzen, aber zu den typischen Migräne Begleitsymptomen, was die Diagnose dann manchmal sehr schwierig macht. Hier ist dann aber in aller Regel eine Migräne als Vorerkrankung bekannt, bzw. regelmäßige Kopfschmerzen in der Vorgeschichte vorhanden. Häufig gibt es auch eine positive Familienanamnese mit anderen engen Verwandten die an Migräne leiden.

Die vestibuläre Migräne ist häufig und macht in spezialisierten Ambulanzen einen Anteil von 7 bis 9% der Patienten aus. In der Normalbevölkerung besteht die Häufigkeit mindestens einmal im Leben eine vestibuläre Migräne zu gekommen immerhin bei 1%. Treten zusätzlich noch andere Hirnstammsymptome hinzu wie Schluckstörungen, verwaschene undeutliche Sprache, oder ähnliches spricht man von einer Basilarismigräne.

Die vestibuläre Migräne wird genau wie jede andere Migräne behandelt. Falls mehr als drei Attacken im Monat auftreten oder die Attacken jeweils sehr lange dauern sollte rechtzeitig eine medikamentöse Prophylaxe mit dem behandelnden Neurologen besprochen werden. Auch regelmäßige körperliche Betätigung und Stressabbau können eine Migräne sehr positiv beeinflussen. Gegen den Schwindel selber gibt es bisher kein spezifisches Medikament.

Fachliche Unterstützung: PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN)