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Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Ursachen von Schwindel

Bei vielen, vor allem bei akut einsetzenden, Schwindelbeschwerden liegt eine neurologische Störung zugrunde. Aber auch bestimmte Grunderkrankungen, Medikamente und Alkohol können Schwindelgefühle erzeugen. Psychische Faktoren spielen häufig bei chronischen Schwindelerscheinungen eine Rolle.

Organische Störungen

Zu den körperlichen Fehlfunktionen, die so genannte peripher-vestibuläre Schwindelformen auslösen können, gehören u.a. Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr (z.B. Menière-Krankheit) oder Entzündungen des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis). Generell können auch Unfall- und Verletzungsfolgen wie z.B. durch Schädel-Hirn-Traumen oder auch Vergiftungen zu neurologischen Störungen mit unterschiedlichen Schwindelformen führen.

Bei so genannten zentralen Schwindelformen sind die Kerne der Gleichgewichtsnerven im Hirnstamm, das Gleichgewichtszentrum selbst, verletzt oder das Kleinhirn geschädigt. Ursache sind in erster Linie Durchblutungsstörungen im Gehirn (Arteriosklerose, TIA, Schlaganfall), Entzündungen (wie Multiple Sklerose) oder auch Tumoren. Auch eine Migräne kann mit Schwindel einhergehen und wird dann vestibuläre Migräne genannt.

Psychische Faktoren

Neben einer Funktionsstörung des Gleichgewichtssinns kann auch die Psyche Ursache von Schwindelattacken sein. In diesem Fall spricht man von nicht-organischem, psychogenem oder somatoformen Schwindel. Sehr häufig ist psychogener Schwindel eine Folge unterschiedlicher Ängste bzw. die Reaktion auf aktuelle Konflikte und psychosoziale Stressfaktoren, wie z.B. Panikattacken. Als externe Auslöser kommen vor allem Brücken, Treppen, leere Räume, weite Plätze sowie Menschenmengen in Frage. Die Übergänge sind fließend. Viele ursprünglich organisch bedingten Schwindelerkrankungen können im späteren Verlauf in einen psychogenen Schwindel übergehen, der dann häufig im Vordergrund steht. Bei dieser Form des Schwindels ist die Gefahr groß, dass die Beschwerden chronisch werden. Dieses Symptom sollte deshalb nicht als harmlos abgetan, sondern unbedingt von einem Facharzt abgeklärt werden, zumal psychogener Schwindel sich in der Regel erfolgreich therapieren lässt.

Medikamente und Alkohol

Auch bestimmte Medikamente (z.B. einige Beruhigungs- und Schlafmittel, Muskelentspanner, Antiepileptika, Antidepressiva, Migräne-Präparate, Antibiotika, harntreibende Mittel (Diuretika), Herz-Kreislauf-Medikamente) können als Nebenwirkung oder zu hoch dosiert Schwindelgefühle auslösen, daher ist bei der Ursachenklärung die aktuelle Medikation für den Arzt ganz entscheidend.

Auch ein Alkoholrausch führt zu vorübergehenden Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Alkohol bewirkt eine Hemmung der Funktionen des Kleinhirns, das die Feinabstimmung der Körper- und Augenbewegungen kontrolliert. Dies erklärt Alkoholfolgen wie Standunsicherheit, schwankenden Gang und unkontrollierte Zungenbewegungen. Der Alkohol gelangt auch in das Gleichgewichtsorgan und verändert dort die Funktion der Sinneszellen, was sich als Drehschwindel bemerkbar macht.

Schwindelerregende Grunderkrankungen

Verschiedene Krankheitsbilder können "Schwindel" in der ein oder anderen Form als Symptom haben:

  • Bestimmte Augenerkrankungen mit visuellen Wahrnehmungsstörungen;
     
  • Störungen des Tast- und Fühlsinns, z.B. bei Mangel an Vitamin B12 oder bei Erkrankungen der peripheren Nerven, etwa im Rahmen eines Diabetes mellitus (Polyneuropathie);
     
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: zu niedriger/zu hoher Blutdruck, Herz-Rhythmus-Störungen; Schlaganfall
     
  • Multiple Sklerose;
     
  • Alzheimer-Demenz und andere Demenz-Formen
     
  • Migräne;
     
  • Epilepsie;
     
  • Kleinhirnatrophien (Atrophie = Schwund/Abnahme);
     
  • Psychische Erkrankungen wie Angststörungen.

Auch hohes Fieber und Unterzuckerung können zu Schwindel führen.

Fachliche Unterstützung: PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN)