Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Diagnostik von Schwindel

Am Anfang steht eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Der Schwindel ist ein Symptom, dessen Ursache der Facharzt oft schon durch eingehende Befragung weitestgehend eingrenzen kann. Auch Symptome wie Hörstörungen oder das Sehen von Doppelbildern, die der Betroffene zunächst vielleicht gar nicht im Zusammenhang mit dem Schwindel sieht, können Hinweise auf dessen Ursprung liefern. Folgende Fragen wird der Arzt stellen, um der Ursache des Schwindels auf die Spur zu kommen:

  •  Wie macht sich der Schwindel bemerkbar
     
  • Ist der Schwindel attackenförmig und vorübergehend (Sekunden bis Stunden) oder liegt ein Dauerschwindel (Tage bis Monate) vor? Klingt er ab oder nimmt er zu?
     
  • Wann (in welcher Situation) tritt der Schwindel auf? Verstärken bestimmte Umstände das Schwindelgefühl (Ruhe, Bewegung, Lagerung oder bestimmte Situationen wie Höhen, Autofahrten etc.)?
     
  • Kommt es neben dem Schwindel zu Begleitsymptomen wie z.B. Übelkeit, Kopfschmerzen, Hörproblemen, Angst, Fallneigung, Scheinbewegungen der Umgebung?

Die Kenntnis von Vor- und Grunderkrankungen kann häufig äußerst hilfreich bei der Abklärung sein und auch eine eventuelle Medikation des Patienten spielt eine große Rolle, da bestimmte Medikamente Schwindelanfälle auslösen können.

Gesichert wird die Diagnose durch einfache Hilfsmittel, wie zum Beispiel die „Frenzel-Brille“, die nichts anderes ist als eine Art Vergrößerungsglas mit einer von unten einstrahlenden Beleuchtung. Hierdurch können die, im Zusammenhang mit dem Schwindel auftretenden unnormalen Augenbewegungen (Nystagmen) besser erkannt werden, auch weil durch die Blendung des Patienten jegliche Fixationsmöglichkeit ausgeschaltet wird und sie ihre Nystagmen nicht unterdrücken können. Unter den apparativen Zusatzuntersuchungen ist die Prüfung der Erregbarkeit der Gleichgewichtsorgane wegweisend. In begründeten Fällen (z.B. bei zentralen Schwindelformen mit Gehirnbeteiligung) kommen bildgebende Verfahren wie die Kernspintomografie zur Diagnosesicherung zum Einsatz.

Die richtige Einordnung der Schwindelform und ihrer Ursache ist für die weiteren, zum Teil ganz unterschiedlichen, Therapieschritte maßgeblich. Wichtig ist zu bedenken, dass Schwindel nicht von der Hals-Wirbel-Säule kommt und deshalb Manipulationen am Band- und Knochenapparat des Halses und der Schulter nicht erfolgen sollten.

Je nach zugrunde liegender Störung wird der Neurologe auch mit anderen Fachärzten wie Hals-Nasen-Ohrenärzten, Augenärzten oder Psychotherapeuten zusammenarbeiten.

Fachliche Unterstützung: PD Dr.med. Mark Obermann, Essen (DGN)