Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Erkennen von Selbstverletzendem Verhalten

Ob die Verletzungen Symptom einer Krankheit sind, kann ein Facharzt beurteilen. Mögliche Hinweise darauf könnten u.a. viele lineare Narben sein, die unterschiedlich gut verheilt sind, d. h. unterschiedlich alt sind. Meist liegen mehrere Verletzungen vor, bevorzugt Schnitt-, Ritzverletzungen auf leicht erreichbaren Stellen (z.B. Extremitäten, Wangen, Stirn, Rumpfvorderseite). Je nach Händigkeit ist die der Arbeitshand gegenüberliegende Seite mehr betroffen (bei Rechtshändern also die linke Körperseite). Die Verletzungstiefe ist auffallend gleich, die Verletzungen sind häufig gruppiert, scharenweise parallel gereiht oder auch symmetrisch. Die Formen reichen von Linien – teilweise nur schwach gekrümmt - bis hin zu geometrischen Symbolen, Buchstaben und Wörtern. Auffällig ist die hohe Anzahl der Verletzungen. Auch wenn Fremdverschulden angegeben wird, fehlen i.d.R. Abwehrverletzungen (z.B. an der Hohlhand, an den Fingerbeugeseiten und Kleinfingerseite des Unterarms) und ist die Kleidung nicht betroffen.

Für Eltern ist es oft sehr schwierig, Anzeichen zu erkennen, da betroffene Jugendliche sich häufig für ihr Verhalten schämen und keine Hilfe suchen. Sie verbergen ihre Verletzungen meist unter der Kleidung. Deshalb ist es besonders wichtig, dass das Umfeld, wie Freunde, Familie, Kinder- und Jugendärzte oder ein Hausärzte, sensibel auf mögliche Warnzeichen reagieren, um den Jugendlichen frühzeitig einem Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten vorzustellen. Auch Klinikpersonal kann bei der Erkennung erkrankter Jugendlicher beteiligt sein, wenn bestimmte Verletzungsmuster vorliegen.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ulm (DGKJP)